Dienstag, 2. Juli 2013

Besuch des World Vision-Projektes

Ziemlich aufgeregt warten wir frühmorgens in Oruro auf unsere Kontaktperson von Vision Mundial Bolivien (World Vision). Roxanna, eine junge, sympathische Einheimische fragt uns bei ihrer Ankunft, ob wir Mister und Misses Flury seien. Um mögliche Erklärungen betreffend Zivilstand zu vermeiden, wird Roger für diese zwei Tage „Mister Flury“. In Bolivien ist es nämlich ungewöhnlich in unserem Alter nicht schon lange verheiratet zu sein.

Nach dem Besuch des lokalen World Vision-Büros, fahren wir während fast zwei Stunden über alle Berge nach Chayantaka. Hier befindet sich abgelegen auf fast 4000 Meter über Meer eine Schule, welche von ca. 230 Kindern aus den umgebenden Dörfern besucht wird. Neugierig werden wir von den Schülern bei unserer Ankunft beäugt. In einem Klassenzimmer bekommen wir zur Begrüssung ein Lied vorgetragen. Nachdem wir uns vorgestellt haben, wird uns mitgeteilt, dass Julias World-Vision Patenkind Oscar unter den Jugendlichen sei. Nach kurzem Ratespiel gibt sich Oscar erkenntlich und es kommt zu herzhaften Umarmungen und überfliessenden Emotionen.

Auf dem Schulgelände erwarten uns anschliessend sieben Jungs, welche uns zum Fussballspiel herausfordern. Roger und die beiden Italiener lassen sich nicht zweimal bitten uns so gibt es einen spontanen Match. Nach wenigen Minuten hat sich eine ganze Schar von Zuschauern um das Spielfeld platziert. Die Kinder verfolgen mit viel Gelächter das „Mätchli“ und werden Zeuge, wie sich die Europäer wacker schlagen, ja sogar dominieren können. Es ist jedoch anzuzweifeln, ob dieses Resultat noch lange hätte gehalten werden können. Die sauerstoffarme Höhenluft lässt Roger, Stef & Albi noch für Minuten nach Spielende keuchend zurück.

Von der Schule geht es nochmals eine halbe Stunde mit dem Auto über Stock und Stein. Dieser hügelige Weg legt Oscar üblicherweise zu Fuss zurück. Im kleinen 12 Familien-Dorf gibt es einige Hütten, eine kleine Schule und ein Gewächshaus. In den Steingehegen werden Schafe, Esel, Kühe und Lamas gehalten. Von Oscars Vater werden wir herzlich begrüsst und in einen Innenhof geführt. Die umgebenden zwei kleinen und eine etwas grössere Hütte ist das Zuhause der 7-köpfigen Familie. Bald wird uns aus dem „Küchentrakt“ das Mittagessen serviert. Für uns „Gäste des Jahres“ wurde extra ein trächtiges Schaf geschlachtet und wir bekommen einen grossen Teller mit Lamm und verschiedenen Kartoffelarten serviert. Nach dem Essen verschwindet der Vater im Haus und kommt mit zwei traditionellen Schärpen zurück. Während er uns die Schärpen umlegt und uns mit Konfetti berieselt, bedankt er sich nochmals für unser Engagement. Tief beeindruckt überreichen wir Oscar als kleines Geschenk einen Fussball und verabschieden uns später von der Familie.

Die Lebensweise einer solchen Bergfamilie könnten kaum unterschiedlicher sein im Vergleich zu einer Schweizer Familie. Es ist nicht einfach zu verarbeiten, dass diese arme Familie sich für uns in solche Umstände bringt.

Am Nachmittag besichtigen wir verschiedene mobile Gewächshäuser und den neuen Staudamm. Dank diesen von World Vision finanzierten Massnahmen, können die Familien unter den harschen klimatischen Bedienungen ganzjährlich Gemüse für Selbstversorgung und Verkauf anbauen. Mit Stolz wird uns von den Bauernfrauen die Ernte präsentiert.

Am zweiten Tag besuchen wir das Jugendförderungsprojekt. Hier bekommen Jugendliche nach Abschluss der Schulzeit dank World Vision eine Zukunftsperspektive. In einem Ausbildungsprojekt werden die Jugendlichen in den Bereichen Landwirtschaft, Mechanik, Elektronik und Lebensmittelverarbeitung ausgebildet. Im anliegenden Internat können die Jugendlichen aus den abgelegenen Dörfern während der Woche hausen.

Wir sind beeindruckt von der Arbeit der Lehrer, welche ihrer Arbeit mit viel Hingebung nachgehen. Wir hoffen, dass dieses Projekt noch vielen Jugendlichen den Einstieg ins Berufsleben und die Selbständigkeit ermöglicht und somit auch die Zukunft Boliviens positiv prägt.

Für uns war dieser Besuch ein weiteres Highlight unserer Reise, konnten wir doch einmal genau hinsehen, wie und wo das Geld von World Vision eingesetzt wird. Wir stehen hinter der Arbeit von World Vision und freuen uns, hier in Bolivien mit eurer Unterstützung etwas Entwicklungshilfe leisten zu können!