Sonntag, 10. Februar 2013

Patagonien

Der Wind findet wohl in jeder Erzählung über Patagonien seinen Platz. Auch für uns war der Wind in den letzten Wochen allgegenwärtig. Der Wind bestimmt unseren Tagesablauf, macht uns hungrig, manchmal nervös und er lässt uns abends immer erschöpft ins Zelt steigen, um dann wieder ob den Geräuschen des Windes zu erwachen. Konkret veranlasste uns der Wind in den letzten Tagen zur Tagwache zwischen 4:00 – 5:00 Uhr, um in den windarmen Stunden nach Sonnenaufgang möglichst weit voranzukommen. Doch während der Wind mit uns spielt, uns wie ein Spielball von einer Strassenseite zur anderen blasen kann, kann er uns die Freude am WeitErfahren nicht nehmen. Die patagonische Pampa wird wohl von manchem motorisierten Reisenden als langweilig bezeichnet. Für uns ist es wieder diese Weite mit endloser Landschaft und langsam sich ändernder Natur zwischen versengtem Gras und weiten Blumenwiesen, die uns in ihren Bann zieht. Obwohl man den (Gegen-/Seiten-) Wind während des Fahrens oftmals verflucht, so stärkt er uns auch mental und macht irgendwie dankbar.

Nach ca. 550 km treffen wir erstmals auf Radreisende mit selber Fahrtrichtung. Stefano & Alberto (Italien) sowie Peycho (Bulgarien) haben vorläufig die gleichen Ziele. In Punta Arenas erholen wir uns bei Ruhetagen und viel gutem Essen. Anschliessend ziehen wir zu fünft weiter. Es ist motivierend als Reisegruppe unterwegs zu sein, können wir uns gegenseitig Mut zusprechen und abends das Nachtessen so richtig zelebrieren.

In Puerto Natales beschliessen wir die Räder eine Weile stehen zu lassen und gemeinsam eine 7 Tageswanderung im Torres del Paine Nationalpark zu unternehmen. Der „Circuit“ führt in 123 km um das Paine-Massiv. Campingplätze sind vorhanden, doch muss der kostenbewusste Wanderer alles Essen selbst mitbringen. Der lange Einkaufszettel umfasst unter anderem 7 kg Pasta, 3 kg Würste, 70 Brote, 2 kg Guetzli, 1 kg Schokolade etc... Mit entsprechend schweren Rucksäcken treten wir die Wanderung an.

Der John Gardener Pass passieren wir bei leichtem Schneefall und starkem Wind. Der uns bietende Blick auf den Grey Gletscher ist jedoch atemberaubend. Für uns das totale Highlight der Wanderung, fern der grossen Touristenmasse. Beim Aussichtspunkt auf die 3 Torres geniessen wir dann bestes Wetter und baden sogar unsere müden Füsse im kalten Gletschersee.

Mit gemischten Gefühlen steigen wir wieder aufs Rad. Der Wind ist uns diesmal jedoch wohlgesinnt und das erste Mal auf dieser Reise fahren wir mit Rückenwind. Wie herrlich! 40 km/h ohne jeglichen Kraftaufwand sind nicht aussergewöhnlich. Man kann sich sogar ohne eine Pedalumdrehung aus dem Stand anschubsen lassen. Wir geniessen diese Kilometer, sind wir uns doch bewusst, dass beim nächsten Strassenknick dieses Glück wieder ein Ende findet.

Nun sind wir in El Calafate eingetroffen und erfreuen uns wieder einmal ob den Annehmlichkeiten eines Ortes mit Supermarkt, Bäckerei und das morgendliche Ausschlafen!