Donnerstag, 11. April 2013

Auf dem Weg nach Santiago

In Argentinien erwartet uns, das gewünschte trockene Wetter. Das Landschaftsbild ändert sich abrupt und wir befinden uns sogleich wieder in der uns bekannten, endlosen und windigen Pampa. Der Wind ist jedoch bei weitem nicht mehr so stark und zermürbend wie im Süden Patagoniens, und lässt uns gut vorankommen. Es hat schon fast etwas meditatives in dieser eintönigen aber dennoch sehr abwechslungsreichen Gegend Fahrrad zu fahren.

Das angenehme Wetter lässt uns tagsüber mit kurzen Hosen und T-Shirt fahren. In der Nacht und am Morgen sinken die Temperaturen dann aber merklich ab. Eines Morgens müssen wir sogar warten, bis die ersten Sonnenstrahlen die Berggipfel überstrahlen und unser Zelt vom Frost befreien.

Der Reihe nach durchfahren wir die touristischen Anziehungspunkte der Region. San Carlos de Bariloche, auch bekannt als „Argentinische Schweiz“ mit vielen Wandermöglichkeiten, klaren Seen, Bergen und Schokolade. Die Siete Lagos Route (7 Seen Route) mit ihren vielen einladenden Seen ist zwar sehr schön und anschaulich, doch die vielen Reisecars mit den einheimischen Touristen, welche von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt rasen, zerstören etwas die Idylle. Nach einer schönen, doch verregneten und kalten Andenüberquerung nach Chile, erreichen wir die Touristenstädtchen Pucon und Villarrica. Beide Städtchen liegen am Lago Villarrica und verdienen ihr Geld mit den Touristen, welche vor allem vom Vulkan Villarrica, einem der aktivsten Chiles, angezogen werden.

Sonnenuntergang auf der 7 Lagos Route

Vulkan Villarrica

Die Autobahn, welche schnurstracks in die Hauptstadt Santiago führt, lässt uns aufgrund ihres riesigen Verkehrsaufkommens, auf die weniger befahrene Strasse an den Pazifik ausweichen. Hier erleben wir das wohl richtige Chile mit weltvergessenen Dörfchen, in denen wir wie Ausserirdische betrachtet werden. Wahrscheinlich sind hier noch nicht viele Tourenradler durchgefahren...

Die Küste Chiles ist sehr rau und zerklüftet, wir kommen nur selten nahe an den eher grau wirkenden Ozean. Wir besuchen Fischmärkte, stellen unser Zelt am Strand auf und erfreuen uns über das authentische Chile. Fernab von Strom und fliessendem Wasser erfahren wir aber auch grosse Gastfreundschaft.

Als wir dem Pazifik den Rücken wieder zudrehen, radeln wir durch bestes Anbaugebiet des weltberühmten chilenischen Weins. Wir können es uns nicht nehmen, an einem Weingut zu stoppen und den einen oder anderen edlen Tropfen zu köstigen.

Weindegustation mit unseren Fahrradkollegen aus Italien

Die letzten Kilometer in die 6 Millionen-Metropole legen wir auf der Autobahn zurück. Die breiten Seitenstreifen machen das Fahren erträglich und so erreichen wir Downtown sicher. Wir freuen uns auf ein paar fahrradfreie Tage, mit der Aussicht hier ein bisschen die Beine hochzulagern und die Annehmlichkeiten einer Grossstadt zu geniessen.

Dienstag, 2. April 2013

Carretera Austral – die Traumstrasse des Südens

Lange Zeit war dieser südliche Abschnitt Chiles nur per Flugzeug oder Schiff erreichbar. Der Grund liegt an dem unwegsamen Gebiet, welches aus dichtem Regenwald, engen Fjorden und topografischer Unebenheit besteht. Erst seit 1999 ist Villa O'Higgins erschlossen und zusammen mit dem Grenzübertritt nach Argentinien, wird die Route durchgängig und für Tourenradler speziell interessant, da sie eine gute Alternative bietet zur in Argentinien parallel verlaufenden windigen Ruta 40.

Wir starten also voller Vorfreude und werden nicht enttäuscht. Vor uns eröffnet sich eine prächtige Bergwelt, deren schneebedeckten Spitzen sich in glasklaren Bergseen spiegeln. Die zum Teil extremen Steigungen der Strasse lassen unsere Oberschenkel und Waden brennen und zwingen uns sogar manchmal abzusteigen und zu stossen.

An den ersten Tagen werden wir vom Wetter verwöhnt und geniessen die Landschaft bei Sonnenschein und warmen Temperaturen. Manchmal stoppen wir spontan an einem der vielen schönen Seeen, entledigen uns unserer verschwitzten Radlerkluft und springen ins erfrischende Nass. Uns begegnen auf dieser einsamen Strasse nur wenige Autos, dafür umso mehr Fahrradfahrer. Die Tourenradler kommen aus aller Welt und wir holen uns in kurzen oder langen Gesprächen hilfreiche Tipps für die Weiterreise.

In Coyhaique, die mit 45'000 Einwohner mit Abstand grösste Stadt weit und breit, geniessen wir drei Ruhetage. Wir verbringen gefühlte Stunden in den riesigen Supermärkten und kaufen das eine und andere für den kommenden Abschnitt ein, welcher wieder nur mit kleinen Dörfchen und teuren „Tante-Emma-Lädchen“ auf uns wartet.

Die Carretera Austral ist auch als sehr regenreiche Region bekannt. Die Regenwolken stauen sich hier vor den immer höher werdenden Anden und entleeren sich regelmässig, ja sogar dauerhaft. Dieses Wetter bekommen wir dann plötzlich mit voller Wucht ab und so gönnen wir uns nach bisher vorwiegend freiem Campen in der Natur, für die nächsten Tage jeweils eine einfache Unterkunft, in welchen wir unsere Sachen wieder trocknen können. Der viele Regen ist aber auch verantwortlich für diesen grünen Regenwald mit den riesigen Blättern und Farne, welche uns zum Staunen bringen.

Nach über 1000 km auf zum Teil übelster Schotterstrasse verlassen wir diese Traumstrasse in Richtung Landesinnere, wo uns in Argentinien wieder feinster Asphalt und trockenes Wetter erwartet....