Montag, 2. September 2013

Zurück im Sattel

Nach einem interessanten Monat ohne Fahrrad, war es ein komisches Gefühl am 6. August, dem Nationalfeiertag Boliviens, wieder auf die Räder zu steigen. Diesen Neustart mussten wir nun auch ohne die beiden Italiener antreten, welche währenddessen die Rückreise in ihre Heimat antraten. Nach fast 5 ½ Monaten gemeinsamer Reise ein seltsames Gefühl.

Albi & Stef: Abbiamo avuto un tempo belliissimo con voi, grazie mille!

Unser Startpunkt liegt auf 300 m.ü.M. und so sind wir, bedingt durch die sehr hohe Luftfeuchtigkeit und unsere „Fahrradpause“, jeweils klatschnass als wir uns die Berge hinaufkämpften. Die ersten Tage zurück ins Altiplano verlangen uns alles ab - wir überwinden Pässe zwischen 4000 m.ü.M.und 4500 m.ü.M., welche uns zurück in die Hochebene Boliviens führen.

Nach einem problemlosen Grenzübertritt sind wir nun in Peru. Flächenmässig mehr als 30 mal grösser als die Schweiz aber nur 3,5 Mal mehr Einwohner. Ein Land mit grosser Inka-Geschichte und mit Machu Picchu, eines der grössten, wenn nicht das grösste Touristenmagnet ganz Südamerikas.

Bereits nach einigen Kilometern merken wir, dass die Peruaner offener und zugänglicher sind als die Bolivianer. Auf den Strassen wird Roger die ganze Zeit mit „Hello Mister“ angesprochen und Julia wird nachgepfiffen. Wir radeln am imposanten Titicacasee entlang und besuchen in Puno die schwimmenden Inseln der Uros.

Da die Gegend um den Titicacasee von Puno Richtung Cusco relativ stark bevölkert ist, fragen wir jeweils Einheimische für eine Übernachtungsmöglichkeit. Wir erklären mit unserem einfachen Spanisch, dass wir nur ein kleines Plätzchen für unser Zelt benötigen. Allermeistens ist es kein Problem irgendwo auf dem Grundstück unser Zelt aufzuschlagen. Vielfach wird uns sogar ein einfacher Raum angeboten, da es gemäss unseren Gastgebern im Zelt bestimmt viel zu kalt sei. Nachdenklich gemacht hat uns, dass bis jetzt nur Kirchliche Institutionen nach Geld gefragt haben, bei Privatpersonen war dies noch nie ein Thema...

Ungefähr 200 Kilometer vor Cusco überqueren wir den Pass Abra la Raya. Bei der Abfahrt verlassen wir sozusagen das Altiplano. Die Felder werden wieder bewirtschaftet, die kleinen Sträucher weichen Bäumen und die Vegetation wir allgemein vielseitiger. Cusco erreichen wir dann bei strömendem Regen. Dank den vielen – nun mit Wasser gefüllten - Schlaglöcher in der Strasse, werden wir mehrmals von passierenden Autos von oben bis unten mit Wasser bespritzt. Plötzlich hält ein Polizeiwagen vor uns und stoppt uns. Roger vermutet schon „falsche Polizisten“ die uns nun ausrauben wollen. Zwei stemmige Gesetzteshütter kommen auf uns zu und fragen wie es uns geht. Wir geben zurück, dass alles in Ordnung sei. Der eine Mann reicht uns nun eine Visitenkarte eines Traumatologens und erklärt, dass er schon gesehen habe, dass wir mit Wasser vollgespritzt worden seien... Wir müssen noch einige Zeit über diese Geste schmunzeln.

Cusco ist eine schöne, moderne Stadt und wir geniessen hier einige Erholungstage, bevor wir uns wieder aufmachen um dem Touristenstrom folgend Macchu Pichu zu besuchen.