Freitag, 1. März 2013

Abenteuerlicher Grenzübertritt

Auf unserer bisherigen Route hatten wir bereits mehrmals die Grenze von Argentinien nach Chile - und umgekehrt - passiert, doch was uns an diesem Grenzübertritt erwartete, ist an Anstrengung und Abenteuer kaum zu toppen. Doch alles der Reihe nach...

Die letzten Kilometer kämpfen wir nochmals so richtig gegen den Wind und erreichen müde El Chaltén; ein kleines, überteuertes Städtchen am Fusse des schönen Mount Fitz Roy.

Schon hunderte Kilometer weiter südlich hatten wir von Reisenden von einer Frau namens Florencia Lopez erfahren, welche Globetrotter aus aller Welt aufnimmt und mit ihrer Gastfreundschaft verwöhnt. Mit diesen Infos brauchen wir uns nur im Dorf umzuhören und schon bald stehen wir mit Sack und Pack vor einem unscheinbaren, kleinen Haus, durch dessen Fenster uns bereits einige Gäste von Flor zuwinken. Anfangs sind wir noch ein bisschen verunsichert. Das Innere gleicht eher einer Baustelle (Spanplatten, lose Kabel, etc.), doch die Herzlichkeit dieser Familie lässt uns bald aufblühen. Da unsere Gastgeber kein Englisch sprechen, haben wir dann auch die Möglichkeit, unser noch immer sehr wortkarges Spanisch etwas aufzubessern. Wir sind einmal mehr überwältigt von dieser Art der unkomplizierten Gastfreundschaft und geniessen zwei herrliche Tage bei Flor, Mario und den beiden Söhnen.

mit unseren Gastgebern in El Chaltén

Gut erholt und bei Sonnenschein fahren wir anschliessend weiter. 37 km Naturstrasse bringen uns an den Lago del Desierto. Am Ufer dieses wunderschön gelegenen Sees, besteigen wir ein kleines Boot, welches uns auf die gegenüber liegende Seite bringt. Am anderen Ende packen wir unserer Räder und holen uns beim kleinen argentinischen Grenzposten den Ausreisestempel. Unsere Passdaten werden sorgfältig per Hand in das eigens dafür gestaltete Buch übertragen. Das Zelt dürfen wir auf der angrenzenden Wiese aufstellen und wir geniessen die wunderschöne Aussicht auf den See und den majestätischen Fitz Roy. Zeitig schlüpfen wir in unsere Schlafsäcke um für den morgigen Tag gerüstet zu sein.

Lago del Desierto mit Blick auf den Fitz Roy

Als wir am nächsten Morgen erwachen, scheint das Wetter stabil. Das ist für die anstehende Grenz-Überquerung sicher von Vorteil, denn gemäss Aussagen entgegenkommender Fahrradreisender, sei die Überquerung bei Regen beinahe unmöglich. Wir packen also unsere Sachen zusammen und gehen mit unseren Rädern los. Der Einstieg in den Wanderweg ist noch flach, doch bereits nach hundert Metern geht es ziemlich steil den Berg hinauf. Das Fahren auf diesem Pfad ist unmöglich und so entscheiden wir uns, jeweils ein Rad nach dem anderen zu zweit zu stossen. Manchmal aber gräbt sich der Pfad so tief ein, dass wir alle Taschen entfernen müssen, um diese separat zu transportieren. Somit laufen wir diese Strecken schlussendlich dreifach. Der Wanderweg führt über Wurzeln, durch Sümpfe und über kleine und grössere Flüsse. Wir finden gefallen an der Anstrengung und harmonieren immer besser. Als wir schliesslich nach 4 Stunden und 6 Kilometern den Pass erreichen sind wir stolz und glücklich, das Gröbste geschafft zu haben. Nun sind es noch 16 Kilometer Abfahrt zum chilenischen Grenzposten. Die Strecke ist nun wieder breiter und wir können die meiste Zeit fahren. Doch der grobe lose Schotter und das extreme Gefälle zwingen uns auch hier zeitweise abzusteigen. Bei den netten Grenzbeamten im verlassenen Holzhäuschen bekommen wir zur Belohnung ein Visum für weitere 90 Tage in Chile.

da hilft nur noch schieben...

Überquerung eines Baches

Zufrieden begeben wir uns langsam an den verlassenen Bootsteg nochmals zwei Kilometer weiter. Von hier werden wir, und eine Hand voll Wanderer und andere Radreisende, Stunden später mit dem nur 3x wöchentlich verkehrenden Boot abgeholt und nach Villa O`Higgins, dem südlichsten Ort der Carretera Austral, befördert.

Abfahrt auf grober Schotterpiste